Pressemitteilung vom 30.01.2021
Das Gebäude der H48 wurde verkauft – unser selbstverwalteter Projektraum ist in Gefahr!
Die Häuser der Hermannstraße 48 wurden an eine:n Investor:in verkauft. Die Bewohner:innen, die Gewerbetreibenden sowie unser selbstverwalteter Projektraum sind von Verdrängung bedroht. Wieder einmal schreitet die Gentrifizierung voran und nimmt uns die Räume, in denen wir uns wohlfühlen und uns ein Stück weit jenseits des Mainstreams und der Kommerzialisierung treffen und organisieren können.
Was ist der Projektraum?
Der Projektraum besteht seit mehr als 15 Jahren und ist einer der letzten selbstverwalteten Räume Berlins. Wir als fester Teil des Ortes sind selbstorganisierte Gruppen, die sich mit den Themen Antirassismus, Feminismus, Antifaschismus, Antisemitismus, Gesellschaftskritik und vielen anderen Thematiken beschäftigen.
Im Projektraum entscheiden die Menschen, die den Raum regelmäßig nutzen, gemeinsam über die Verwendung des Raumes. Dafür finden regelmäßige Plena statt, in denen die nutzenden Gruppen den Raum gemeinsam verwalten. Der Raum steht unentgeltlich für unkommerzielle Zwecke zur Verfügung.
Was genau passiert eigentlich im Projektraum der H48?
Der Raum wird für Plena, Veranstaltungen, Lesungen, Filmvorführungen, Theaterproben, Lesekreise, Workshops, Spieleabende, Nachbarschaftstreffen und viele weitere Formate genutzt. Es gibt ca. 15 Gruppen, die den Raum regelmäßig für ihre Treffen und Veranstaltungen nutzen, aber auch über 50 weitere Projekte, Initiativen und Einzelpersonen, die den Raum jährlich für eine ein- oder mehrmalige unkommerzielle Nutzungen anfragen.
Der Projektraum ist (eingeschränkt) barrierefrei – es gibt einen Aufzug und breite Toilettentüren. Aber Barrierefreiheit hat auch mit Geld zu tun! Darum wird der Raum nicht vermietet, sondern kostenlos für Termine vergeben. Es besteht kein Konsumdruck – Getränke stehen auf Spendenbasis zur Verfügung.
Die stark steigenden Mieten der letzten Jahre haben den Erhalt des Projektraumes nicht einfacher gemacht. Dennoch konnte der Raum erfolgreich durch Spenden, Soliparties und andere kreative Aktionen weiter finanziert werden. Und das auch in Zeiten der aktuellen Pandemie, die aus solidarischer Rücksichtsnahme die Nutzung des Raumes als Ort des Vernetzens und Zusammenkommens weiterhin verhindert.
Warum ist der Projektraum wichtig und besonders?
In den vergangenen Jahren wurden immer mehr selbstverwaltete Räume mit emanzipatorischem Anspruch Opfer von Gentrifizierung und des Ausverkaufs der Stadt. Unbezahlbare Mieten und der Rassismus des Wohnungsmarktes tragen weiterhin zur Verdrängung bei. Damit gehen wichtige Orte verloren, an denen marginalisierte Gruppen und Menschen, die sich politisch organisieren wollen, einen Raum der gegenseitigen Unterstützung finden, Aktionen planen, Veranstaltungen organisieren und zum Austausch und zur Vernetzung zusammenkommen können. Der Projektraum ist damit mehr als nur ein Raum. Er ist ein Ort des Zusammenkommens, der Vernetzung, der Politisierung, der Solidarität. Auch für die Bewohner:innen der H48 ist der Projektraum ein wichtiger Bestandteil des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Der monatliche Haustresen bietet die Gelegenheit, Nachbar:innen aus dem Haus oder den umliegenden Häusern kennenzulernen und sich auszutauschen, um so eine solidarische Nachbarschaftskultur zu erhalten.
Wir schließen uns den Forderungen der Hausgemeinschaft der Hermannstraße 48 an und fordern, dass die H48 und mit ihr der Projektraum lebendig und solidarisch bleiben kann. Wir fordern, dass der Bezirk den Verkauf der H48 verhindert und das Vorkaufsrecht durchsetzt.
Gegen den Ausverkauf der Stadt!
H48 bleibt!
Hier gibt es unsere Pressemitteilung als pdf